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Firmenpaten pflegen Schulcomputer

IHK koordiniert das neuartige Projekt: Fünf Unternehmen machen bereits mit.

Der Hilferuf der geschäftsführenden Schulleiter in Stuttgart vom November hat Wirkung gezeigt:

2,5 Betreuungskräfte für 2500 Computer an allgemeinbildenden Schulen - "so kann´s nicht weiterlaufen", hatten die Schulleiter im Herbst der herbeigerufenen Presse erklärt. Sie befürchteten, mit lahmenden oder gar nicht funktionierenden Computern die Bildungsziele nicht mehr erreichen zu können.

Doch der ungewöhnliche Hilferuf verhallte nicht ungehört. Hans-Ulrich Jetter, Geschäftsführer der Messpo GmbH in Stuttgart, hatte daraufhin die Idee, den in Sachen Netzwerkbetreuung ziemlich allein gelassenen Schulen mit einer Patenschaft unter die Arme zu greifen. Seine zweite Idee: "Warum sollen das nicht viele Firmen tun?" Mit Unterstützung der IHK Region Stuttgart fanden sich bereits zum gestrigen Start fünf Unternehmen zu Patenschaften bereit: die ITP Infotech Projekt GmbH kümmert sich um die Österfeldschule in Stuttgart-Vaihingen, die Condor Computer GmbH kooperiert mit der Schlossrealschule für Mädchen in der Innenstadt und die Messpo GmbH hilft dem Zeppelin-Gymnasium. Zwei weitere Firmen, Mahle und Pandora, sitzen in den Startlöchern und suchen noch ihre Partnerschulen.

Bei der Auswahl sind ihnen jeweils die geschäftsführenden Schulleiter behilflich, die genau einschätzen könnten, wo es am meisten klemmt. Die Patenschaftshilfe sieht so aus: Jede der Patenfirmen schickt einen oder zwei ihrer Fachinformatiker im zweiten und dritten Lehrjahr für vier Stunden pro Woche an die Schulen. "Die sind schon sehr gut", so Jetter. Die Azubis sollen nicht nur die zumeist fachlich und zeitlich überforderten Lehrer von der Netzwerkbetreuung entlasten. Gedacht ist auch an einen persönlichen Kontakt zwischen den Azubis und den Schülern.

"Wir freuen uns", erklärte Schulbürgermeisterin Iris Magdowski. Denn es gehe mittlerweile um mehr als 5000 Computer an 162 Schulen. Zwar habe die Stadt in den vergangenen vier Jahren zehn Millionen Euro in die Beschaffung von Schul-PCs investiert plus 6,4 Millionen Euro in die Vernetzung. "Aber die Betreuung war und ist der zentrale Schwachpunkt", räumte die Bürgermeisterin ein. "Wir haben bisher viel zu wenig PC-Experten, um die Computer zu warten." Dadurch komme es oft zu Engpässen. "Wir werden auf Hilfe angewiesen sein - auch aus der Wirtschaft."

Auch Erhard Hönes, der geschäftsführende Schulleiter der Stuttgarter Gymnasien, begrüßte das Engagement der IT-Patenfirmen. Als Schulleiter könne man es auf Dauer nicht verantworten, wenige Lehrerkollegen in Sachen PC so über Gebühr samt Wochenendeinsätzen zu belasten. Er verstehe, so Hönes weiter, dass die Wirtschaft ihr Patenprojekt auf zwei Jahre befristet habe. Umso mehr müsse sich die Stadt langfristig Gedanken machen: "Wir brauchen eine tragfähige Konzeption", so Erhard.

Die Vertreter der Patenfirmen versprechen sich indes für ihre Azubis wichtige Erfahrungen im "Kundeneinsatz" und vom direkten Kontakt mit den Schülern potenzielle künftige Arbeitskräfte im IT-Bereich. Rund 600 IT-Betriebe in der Region bilden aus. IHK-Hauptgeschäftsführer Andreas Richter hofft nun auf weitere Firmen, die die Schulen in Sachen Computerbetreuung unterstützen.

von Inge Jacobs, Stuttgarter Zeitung, 24. April 2002

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